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Hyper User |
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Rajastan war immer schon ein Hauptreiseziel. Jetzt, in Udaipur, der ersten wirklich modernen Stadt, liegt Rajastan 14 Tage hinter uns. Begleitet von Buechern zur indischen Geschichte und Erzaehlungen von Frau Gita Metha und gefahren vom besten aller Fahrer, sind wir ueber Trockenland bis zu Wuestenorten, auf gerade noch Strassen von Jaipur und den Palaesten von Amber durch die Shekavatidoerfer und Staedtchen gezuckelt. Von gerade noch gruenen und bewaesserten Feldern zu von Binsen und struppigen Baeumen bewachsenen verfestigten Duenen, die nur mehr Vieh ernaehren, bis dorthin wo die weiter westlich liegende Wueste Thar sich unmissverstaendlich ankuendigt verblassen die Farben der Landschaft bis zu fast monchromen - auch der Himmel ist nur blassblau- gleichfoermig dahinrollenden Wellen. Die Regenbogenfarben, gold- und silberdurchwirkt tragen die Frauen. Eine unglaubliche Pracht kuehnster Farbkombinationen weht um die Baeuerinnen , die ,Ton- oder Metalltoepfe auf den Kopf, entweder vom Brunnen kommen, oder riesige Buendeln Holz oder grosse Schuesseln mit aus Kuhdung geformten Laiben zum Kochherd ins Dorf balancieren. Die grauweissen Kuehe mit den bunt bemalten Hoernern fallen uns kaum mehr auf. In Wien werden wir sie im Strassenbild sicherlich vermissen. Kamele und Esel sind die Lasttiere; tragen entweder einen schnurrbartbewehrten , weissgekleideten Herren mit leuchtendem roten, gelben, bunten Turban, oder in Hozgestelle gehaengte, riesige mit allem Moeglichen gefuellte Jutesaecke, manchmal oben drauf eine glitzernde in allen Regenbogenfarben schillernde Frau. Vor den Doerfern im Sueden schoepfen zwei Ochsen im Kreis gehend mit dem Rad Wasser in die Bewaesserungskanaele, im Norden und Westen aber gibt es jetzt fast kein Wasser und die Palaeste, die sich in einem Teich spiegeln sollten, stehen ueber uebelriechenden Suempfen. Die ehemals bluehenden kleinen Staedte in Shekavati mit den grandiosen palastartigen Havelis der alten Shekavatikaufleute sind zu kleinen Basaren verkommen. Die Erbauer der wunderbar bemalten Havelis, die Rajputenhaendler, sind reich geworden und leben in Bombay, Kalkutta, Suedafrika oder New York; ihre Palaeste verfallen. Wir sehen wieder einen Mogulpalast in Bikaner und wieder einen in Jodhpur, dort haben die von Indira Ghandi aller Einkuenfte(staatliche Apanage) beraubten Maharadjas ihre Palaeste zu Trusts umgewandelt, traumhafte Hotels eingerichtet, und so die Renovierung finanziert. Einige wurden Filmkulissen (Oktopussy).In den kleineren Plaetzen kleinerer Rajputen finden wir wunderbare guenstige Wohnoasen, um den Staub und den Smog draussen verkraften zu koennen. Wir entschliessen uns nicht weiter in die Wueste zu fahren, auch Kamelritte und Zeltromantik reizt uns nicht, statt dessen fahren wir auf den Mount Abu, einen der vielen heiligen Berge. in ein gruenes Bergwunder, das an Bali erinnert, wo am hochsten Gipfel, auf 1800 m der 4000 Jahre alte Feuerkultplatz liegt,auf dem die damals alle Politik beherrschenden Brahmanen der Aryas die wilden Erobererclans aus Afganistan zu ordentlichen Kriegerkastenmitgliedern weihten. Dort steht auch der wunderbarste aller Jaintempel, ein Traum aus weissem Marmor, zu Ehren jens Rajputen, der der erste Jainheilige und Religionsgruender wurde, weil er, wie unser Fuehrer- aus einer der grossen Rajputenfamilie stammend- erzaehlt, das Chaos, das Blutvergiessen und das Kaempfen offenbar fuer geschaeftsstoerend empfand und diese Friedens- und Abstinezlerreligion ohne Kasten, Fleischessen und Kriegfuehren installierte. Die meisten Jains sind Haendler. Auch Ghandi war ein Jain.Von diesem Luftkurort fahren wir durch die wunderbare Landschaft, kleine Felder neben Granitbuckeln, die aus dem ockergelben Boden wachsen, durch wunderschoene Doerfer, in denen die Tagegeschaefte und die Feldarbeit mit grosser Gelasseneheit ablaufen zum groessten Jaintempel aus dem 15. Jh. wo wir die uns nun bereits bekannten kleinen weissen Jaininkarnationen, mit ihren grossen leuchtend aufgemalten Augen und ihrem Strichmaennchenlaecheln begruessen. Hinunter die Berge landen wir in Udaipur. Eine Stadt zum Ein- und Ausatmen, mit wirklich gruenen Baeumen, fast ohne Staubpatina.Den beleuchteten Maerchenpalast bestaunen wir auf unsere kleinen Terasse hoch ueber dem Hotel unter endlich sichtbaren Sternen, dort gehen wir heute hin. Vielleicht treffen wir dort die Bodybuilder, die hier gerade ihren internationalen Wettbewerb abhalten. Udaipur ist eine wirklich moderne Stadt: Wir haben heute das Packerlaufgeben in einer dreiviertel Stunde geschafft!!!!!!! Worueber wir uns daheim wundern werden: ...dass weder auf der Sieveringerstrasse noch in der Schoenlaterngasse eine grossaeugige Kuh wiederkaeuend melancholisch das Verkehrsgeschehen betrachtet ...dass man das bestellte Getraenk in einem Lokal vor Ablauf einer dreiviertel Stunde bekommt ...dass man ein Bad/Klo finden kann, in dem alles funktioniert ....... Und zum Schluss noch eine Bitte: Findet irgendjemand in den Weiten des Internet eine Reiseagentur namens sofat,die in Kenia arbeitet??? Bitte um rasches Suchen- wir sind noch 3 Tage beim Kastel und wie's im naechsten Ort ausschaut, wissen wir nicht. |
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