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-ff-net-forum +--Forum: Humor +---Topic: Wilhelm Busch started by IU Posted by: IU on 17 Februar 2004, 18:09 Die Affen Der Bauer sprach zu seinem Jungen: »Heut in der Stadt, da wirst du gaffen. Wir fahren hin und sehn die Affen. Es ist gelungen Und um sich schiefzulachen, Was die für Streiche machen Und für Gesichter, Wie rechte Bösewichter. Sie krauen sich, Sie zausen sich, Sie hauen sich, Sie lausen sich, Beschnuppern dies, beknuppern das, Und keiner gönnt dem andern was, Und essen tun sie mit der Hand, Und alles tun sie mit Verstand, Und jeder stiehlt als wie ein Rabe. Paß auf, das siehst du heute.« - »O Vater", rief der Knabe, »Sind Affen denn auch Leute?« - Der Vater sprach: »Nun ja, Nicht ganz, doch so beinah.« Wilhelm Busch Posted by: IU on 17 Februar 2004, 18:11 Willst du das Leben recht verstehn, musst du´s nicht nur von vorn besehn. Von vorn betrachtet, sieht ein Haus meist besser als von hinten aus. Wilhelm Busch Posted by: IU on 17 Februar 2004, 18:14 Ein Onkel, der Gutes bringt, ist besser als eine Tante, die Klavier spielt. Wilhelm Busch Posted by: IU on 17 Februar 2004, 18:19 Kopf und Herz Wie es scheint, ist die Moral Nicht so bald beleidigt, Während Schlauheit allemal Wütend sich verteidigt. Nenn den Schlingel liederlich, Leicht wird er's verdauen; Nenn ihn dumm, so wird er dich, Wenn er kann, verhauen. Wilhelm Busch Posted by: IU on 17 Februar 2004, 18:21 Geschmacksache Dies für den und das für jenen. Viele Tische sind gedeckt. Keine Zunge soll verhöhnen, Was der andern Zunge schmeckt. Lasse jedem seine Freuden, Gönn ihm, daß er sich erquickt, Wenn er sittsam und bescheiden Auf den eignen Teller blickt. Wenn jedoch bei deinem Tisch er Unverschämt dich neckt und stört, Dann so gib ihm einen Wischer, Daß er merkt, was sich gehört. Wilhelm Busch Posted by: IU on 18 Februar 2004, 16:02 Gedanken sind nicht stets parat. Man schreibt auch, wenn man keine hat. Wilhelm Busch Posted by: 11i on 26 Februar 2004, 00:40 Nörgeln ist das Allerschlimmste, keiner ist davon erbaut; keiner fährt, und wär's der Dümmste, gern aus seiner werten Haut. Wilhelm Busch Posted by: 11i on 27 Februar 2004, 19:06 Das Brot Er saß beim Frühstück äußerst grämlich, Da sprach ein Krümchen Brot vernehmlich: "Aha, so ist es mit dem Orden Für diesmal wieder nichts geworden. Ja, Freund, wer seinen Blick erweitert Und schaut nach hinten und nach vorn, Der preist den Kummer, der ihn läutert. Ich selber war ein Weizenkorn. Mit vielen, die mir anverwandt, lag ich im lauen Ackerland. Bedrückt von einem Erdenkloß, macht' ich mich mutig strebend los. Gleich kam ein alter Has gehupft und hat mich an der Nas gezupft, und als es Winter ward, verfror, was peinlich ist, mein linkes Ohr, und als ich reif mit meiner Sippe, o weh, da hat mit seiner Hippe der Hans uns rundweg abgesäbelt und zum Ersticken festgeknebelt und auf die Tenne fortgeschafft, wo ihrer vier mit voller Kraft im regelrechten Flegeltakte uns klopften, daß die Scharte knackte! Ein Esel trug uns in die Mühle. Ich sage dir, das sind Gefühle, wenn man, zerrieben und gedrillt zum allerfeinsten Staubgebild', sich kaum besinnt und fast vergißt, ob Sonntag oder Montag ist. Und schließlich schob der Bäckermeister, nachdem wir erst als zäher Kleister in seinem Troge baß gehudelt, vermengt, geknebelt und vernudelt, uns in des Ofens höchste Glut. Jetzt sind wir Brot. Ist das nicht gut? Frischauf, du hast genug, mein Lieber, greif zu und schneide nicht zu knapp und streiche tüchtig Butter drüber und gib den andern auch was ab ! Wilhelm Busch Posted by: IU on 29 Februar 2004, 15:23 Beschränkt Halt dein Rößlein nur im Zügel, Kommst ja doch nicht allzu weit. Hinter jedem neuen Hügel Dehnt sich die Unendlichkeit. Nenne niemand dumm und säumig, Der das Nächste recht bedenkt. Ach, die Welt ist so geräumig, Und der Kopf ist so beschränkt! Wilhelm Busch Posted by: IU on 29 Februar 2004, 15:26 Die Welt »Es geht ja leider nur soso Hier auf der Welt«, sprach Salomo. Dies war verzeihlich. Das Geschnatter Von tausend Frauen, denn die hatt' er, Macht auch den Besten ungerecht. Uns aber geht es nicht so schlecht. Wer, wie es Brauch in unsern Tagen, Nur eine hat, der soll nicht sagen Und klagen, was doch mancher tut: »Ich bin für diese Welt zu gut.« Selbst wem es fehlt an dieser einen, Der braucht darob nicht gleich zu weinen Und sich kopfüber zu ertränken. Er hat, das mag er wohl bedenken, Am Weltgebäude mitgezimmert Und allerlei daran verschlimmert. Und wenn er so in sich gegangen, Gewissenhaft und unbefangen, Dann kusch er sich und denke froh: Gottlob, ich bin kein Salomo; Die Welt, obgleich sie wunderlich, Ist mehr als gut genug für mich! Wilhelm Busch Posted by: IU on 29 Februar 2004, 15:32 Der Wetterhahn Wie hat sich sonst so schön der Hahn Auf unserm Turm gedreht Und damit jedem kundgetan, Woher der Wind geweht. Doch seit dem letzten Sturme hat Er keinen rechten Lauf; Er hängt so schief, er ist so matt, Und keiner schaut mehr drauf. Jetzt leckt man an den Finger halt Und hält ihn hoch geschwind. Die Seite, wo der Finger kalt, Von daher weht der Wind. Wilhelm Busch Posted by: IU on 29 Februar 2004, 15:36 Nicht artig Man ist ja von Natur kein Engel, Vielmehr ein Welt- und Menschenkind. Und ringsumher ist ein Gedrängel Von solchen, die dasselbe sind. In diesem Reich geborner Flegel, Wer könnte sich des Lebens freun, Würd' es versäumt, schon früh die Regel Der Rücksicht kräftig einzubleun. Es saust der Stock, es schwirrt die Rute. Du darfst nicht zeigen, was du bist. Wie schad, o Mensch, daß dir das Gute Im Grunde so zuwider ist! Wilhelm Busch Posted by: IU on 03 Maerz 2004, 13:12 Der Neid ist die aufrichtigste Form der Anerkennung. Wilhelm Busch Posted by: 11i on 11 Maerz 2004, 23:30 Die erste Tante sprach: Wir müssen nun auch dran denken, was wir zu ihrem Namenstag dem guten Mädchen schenken. Darauf sprach die zweite Tante kühn: Ich schlage vor, wir entscheiden uns für ein Kleid aus Erbsengrün, das mag das Mädchen nicht leiden. der dritten Tante war das recht: Ja, sprach sie, mit gelben Ranken! Ich weiß, sie ärgert sich nicht schlecht und - muß sich auch noch bedanken! Wilhelm Busch Posted by: 11i on 14 Maerz 2004, 18:55 Hund und Katze Miezel, eine schlaue Katze, Molly, ein begabter Hund, Wohnhaft an demselben Platze, Haßten sich aus Herzensgrund. Schon der Ausdruck ihrer Mienen, Bei gesträubter Haarfrisur, Zeigt es deutlich: Zwischen ihnen Ist von Liebe keine Spur. Doch wenn Miezel in dem Baume, Wo sie meistens hin entwich, Friedlich dasitzt, wie im Traume, Dann ist Molly außer sich. Beide lebten in der Scheune, Die gefüllt mit frischem Heu. Alle beide hatten Kleine, Molly zwei und Miezel drei. Einst zur Jagd ging Miezel wieder Auf das Feld. Da geht es bumm. Der Herr Förster schoß sie nieder. Ihre Lebenszeit ist um. Oh, wie jämmerlich miauen Die drei Kinderchen daheim. Molly eilt, sie zu beschauen, Und ihr Herz geht aus dem Leim. Und sie trägt sie kurz entschlossen Zu der eignen Lagerstatt, Wo sie nunmehr fünf Genossen An der Brust zu Gaste hat. Mensch mit traurigem Gesichte, Sprich nicht nur von Leid und Streit. Selbst in Brehms Naturgeschichte Findet sich Barmherzigkeit. Posted by: IU on 07 April 2004, 12:02 Gar sehr verzwickt ist diese Welt - mich wundert's, daß sie wem gefällt. Posted by: IU on 02 April 2005, 11:06 Was man ernst meint, sagt man am besten im Spaß. Wilhelm Busch end |