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-ff-net-forum +--Forum: Wandern und Reisen +---Topic: ......wie wir es sehen started by Martina Posted by: Martina on 14 Juli 2003, 08:32 Juhuuuuuuuu! Hier scheint ja alles zu funktionieren! So ein glueckliches Zeichen gibts in der Reihe gar nicht zum Anklicken! Phnom Penh ist eine erstaunliche Stadt. Man muss bedenken: Eine ersten Taten der Khmer rouge , die fast 4 Jahre Kambodscha mit ihrem Schreckensregime ueberzogen haben, war es, die Hauptstadt zu evakuieren. Ueber 1 Million Einwohner musste aufs Land. Nur 50 000 Leute blieben. Das Argument war, dass man die Bewohner nicht ernaehren koennte. So wurde mit einem Schlag jeder Widerstand gebrochen und die intellektuelle Elite des Landes ausgeschaltet.Erst ab den 80iger Jahren kehrte die Bevoelkerung wieder in Hauptstadt zurueck. Da war aber Buergerkrieg und Besetzung durch die Vietnamesen. All dies versuchen wir uns zu vergegenwaertigen, waehrend wir an der Riverside im Cafe sitzen und in bequemen Korbsesseln einen Cocktail schluerfen. Natuerlich sieht man auch schreckliche Armut in der Stadt, aber ueberall wird gebaut, werden die schoenen franzoesischen Kolonialbauten renoviert, sausen die Menschen auf tausenden Motorrollern durch die Stadt.Wir besichtigen Silberpagode und Koenigspalast, kaufen herrliche tropische Fruechte auf dem Markt . In der in den 30iger Jahren erbauten Markthalle erstehen wir einen neuen Schirm und unsere Huete.Elisabeth das schon erwaehnte Riesenmodell mit Masche- unglaublich elegant, sie koennte glatt zum Pferderennen in Ascot gehen, ich ein Kapperl mit @ drauf, weniger elegant, dafuer auch praktisch zum Schweiss abwischen. Als wir versuchen uns eine Bootsfahrt nach Saigon zu organisieren , gibt es eine Enttaeuschung. So was kann offenbar nur in Saigon in die Gegenrichtung organisieren. Also buchen wir ( wieder bei E- Mail) ein Zimmer in einem sehr huebsch beschriebenen Guesthouse in einem Ort nach der Grenze, also schon in Vietnam. Und - wir werden bereits an der Grenze von einem Maedchen mit dem typischen vietnamesischen Hut angesprochen und von den Deltaadventertours in Empfang genommen. Hier klappt ja alles! Angekommen im Guesthouse erkundigt sich der Manager per Telefon von Saigon aus, ob eh alles geklappt hat! Er ist ein aus Amerika heimgekehrter Vietnamese. Wir geniessen einen Tag in dem kleinen Ort im Mekong Delta und tun einmal nix! ( Ausser einen Bericht ins ff-net schicken, der dann nicht erscheint) Und hier kriegen wir auch ganz leicht unsere Tour. Die Logistik dieser Travelagency versetzt uns in Erstaunen. In diesen 3 Tagen werden staendig verschiedene Gruppen dirigiert, die 1 Tagestouren von Saigon und die Grenzueberquerer von PhomPhen und die 2 Tagestrip Leute in beiden Richtungen und das Paar, das einen Tag Homestay bei einer vietnamesischen Familie gemacht hat, sehen wir auch am Ende wieder, als es einen Minibus neben uns besteigt. Wir fahren also mit einem grossen Boot gemuetlich ein paar Stunden in einem Mekong Arm, sehen Cham Leute ( sie kommen aus Malaysia und sind Moslems) und ihre Weberei , die grosse Aehnlichkeit mit der indonesischen hat, werden durch einen floating market gerudert, sehen wie die die Leute auf ihren "Hausbooten" am Wasser leben und bestaunen ihre Fischzuchtmethode unter und neben ihren schwimmenden Hauesern. Irgendwann erwartet uns am Ufer ein Auto mit unserem Gepaeck und bringt uns nach Can tho, der wichtigsten Stadt im Mekong Delta. In der Zwischenzeit haben wir ein Mitglied des Opernchores von Essen kennengelernt (2. Tenor), ein 58 jaehriger Reisefan, der schon 4mal in Kambodscha war. Wir plaudern uns durch Inszenierungen , Regiesseure und Dirigenten ( Ja , der Krips , der war ein toller Dirigent! Bei uns singt jetzt die Tochter vom Serafin!) Gespraeche zwischen den Reisfeldern. In Can tho essen wir im Restaurant mit dem besten Blick auf eine Riesenstatue von Ho Chi Minh, die aussieht, als waere sie in Staniol gewickelt. In der Nacht wird sie schoen gruen und rot beleuchtet. Am naechsten Tag wieder mit kleienme Boot durch schattige Kanaele, wir lernen, wie man Reis poliert und wie man Reisnudeln macht, wir besteigen ein groesseres Boot, fahren ein Stueckchen, wieder im Ruderboot zu einem floating Gemuese Obst Grossmarkt, weiter im (anderen)grossen Boot, nun wieder mit einer anderen Gruppe, die kommen aus Saigon.Letztendlich alle im Bus nach Saigon auf dem Highway 1. Das ist zwar ein gute Strasse.. aber eine Verkehrshoelle. Das alles fuer 25 Dollar pro Person (ohne Essen, aber mit 2 Uebernachtungen) Ho Chi Min City - alle sagen Saigon - ueber breite Boulevards mit riesigen Baeumen flitzt die Motorcyclefront, Joungsters,Oldies und die wunderschoenen Frauen mit den spitzen Bauernstrohhueten, Jeans, aermellosem Top, farblich passenden armlangen Handschuhen - Frau liebt bleiche Haut - oder in der traditionellen langen, geschlizten, eng taillierten,hochgeschlossenen Tunika ueber glaenzenden Seidenhosen, Onkel Ho laechelt milde herab. Diamant Mal, alte Kaufhausfassade aus der Kolonialzeit , die Fenster durch Designerplakate ersetzt, sitzt im blaugruenen druebergestuelpten Glaspalast. Drinnen fuehren Givenchy, Calvin Klein, Nokia,Barbie ein einsames gekuehltes Leben; ein Klavierspieler spielt lautsprecherverstaerkt "Yesterday". Vor schmalen 4stoeckigen Haeusern parken zwischen Tischchen, Sesselchen vom Nudelsuppenplatz die Motorbikes - diebstahlsicher. Kleinstwerkstaetten, Tourenanbieter, Tauschbuchhandlungen, der Alltag ist gemaechlich, der Strassenverkehr - frei von OEFFIS - rollt chaotisch gekonnt vorbei. Immer wieder eine Hitzeunterbrechung bei Eiskaffee - der beste Kaffee seit Italien. Im sinnentleerten Palast der Marionettenpraesidenten des vor 28 Jahren hastig aufgeloesten Suevietnam,Diem und Thieu, spult die junge Fuehrerin die letzten Tage von fast 29 Jahren Krieg gegen Franzosen und Amerikaner wie eine ferne fremde Erzaehlung herunter"My country, capital is Hanoi, Saigon is the big city." Im Keller die War Rooms mit uralt Radio und Sendemaschinerie, skurille rosa,hellblaue, lila Telephone, Landkarten mit Schlachten, Einsatzplaenen, das alles haette 500t Bomben ausgehalten. Gefallen ist eine einzige, kleine auf den Hubschrauberlandeplatz, da war Herr Thieu schon mit der Staatskasse in die USA unterwegs, Und der alte General Duong Van Minh, fuer 2 Stunden Praesident, musste stundenlang im Praesidentenzimmer auf den Feind warten um ihm S-Vitnam zu uebergeben. Die erinnerten Fernsehbilder von 1975 sind fuer uns eine naehere Geschichte als fuer diese freundlich laechelde junge Frau. Vor der Notre Dame Kirche posiert ein junges Hochzeitspaar, ganz in weiss mit einem Blumenstrauss fuer den Fotographen, drinnen zuendet ein Junge Kerzen vor der neonumkraenzten Maria an. Mehr Leben im alten Tao-Buddha-Tempel ,wo jede\r seine\n Gott - Goettin findet fuer alles was im Leben so gewuenscht wird. Raeucherstaebchen geschwaengert ist die Luft. In der taoistischen Hoelle sitzt der vielbesuchte Geldgott neben den in Holz geschnitzten Hoellensstrafen.Vor dem Tempel laesst ein junger Mann unter vielen Verbeugungen seine geliebten Ziervoegel aus dem Kaefig frei. Am Saigonfluss steht im brausenden Verkehr das riesige Denkmal fuer den ersten vietnamesischen Brieftaubenzuechter. Good morning Saigon. Posted by: 11i on 15 Juli 2003, 20:13 wooooooooooow....bin sehr beeindruckt von Deinen Erzählungen Martina! Es liest sich so toll, wie ein Auszug aus einem wirklich guten Buch. Hast Du schon mal daran gedacht, eines zu schreiben...oder hast vielleicht eh schon eines geschrieben? Obwohl ich niemals in dieser Weltgegend unterwegs war, kann ich mir Eure Erlebnisse sehr gut vorstellen und freue mich schon auf die nächste Episode Fortsetzung folgt? Viel Spaß und Glück auch weiterhin auf Eurer Tour! end |