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Ein kurzer Flug bringt uns nach Siam Reap. Das ist die Stadt in der Naehe der beruehmten Tempel von Angkor. Die haben wir schon vor zwei Jahren ausfuehrlich besichtigt. Ich glaube, wir sind die einzigen Touristen in Siam Reap, die diesmal nicht zu den beruehmten Tempeln wollen. Wir bestaunen den anhaltenden Bauboom in der Stadt, die Renovierung der alten Kolonialbauten, ganze Haeuserzeilen werden erneuert.
Wenn man aus dem verschlafenen Laos kommt, beunruhigt einen der Verkehr hier ganz gewaltig und sooooo viele Touristen! Daher auch viele Geschaefte und wunderbare Restaurants. Wir schauen, was es in den Geschaeften Neues gibt und gehen fein essen. Wir haben ja (fast) keine Besichtigungsverpflichtungen. Fast - ein Tempel muss doch sein. Den haben wir beim letzten Mal nicht angeschaut, weil er ueber 60km entfernt ist und wir nach 3 Tagen ununterbrochenem Tempelschauen schon total erschoepft waren.
Wir mieten ein Taxi, fahren durch Reisfelder und Doerfer zu einem Wunder. Voellig einsam mitten im Dschungel stehen die Tempelruinen. Zunaechst sind uns die selbsternannten Fuehrer, die uns begleiten, auesserst laestig, aber dann beginnt eine abenteuerliche Kletterei ueber riesige Steinbloecke und wir sind dankbar fuer die helfenden Haende. Anders als bei den Haupttouristenattraktionen ist hier der Dschungel nicht gerodet, um die Anlagen besser besichtigen zu koennen. Die Dschungelbaeume wachsen in und um die Ruinen. Wir staunen und staunen.
Wieder in Siam Reap entdecken wir ein Cafe, das unseren vietnamesischen Lieblingscafe zubereitet und verkauft! Herrlich. Tolle Tempel, herrlicher Kaffee, wunderbares Essen - was will man mehr?
Wir buchen eine Bootsfahrt nach Battambang. Sie soll 3-4 Stunden dauern. Am Pier stehen viele Boote, unsres ist das Schaebigste, hat im Unterschied zu den anderen auch keine Schwimmwesten. Eine umfangreiche kambodschanisch-amerikanische Familie verlaesst das Boot nach 5 Minuten Fahrt, noch innerhalb des floating village am Ufer des grossen Tonle Sap Sees. Wir 8 anderen, alles weisse Nasen, bleiben sitzen. Nach ca 15 Minuten Fahrt, nun schon mitten am See, setzt der Motor aus. Stille - ganz angenehm nach dem Geknatter, umfangreiche Reparaturarbeiten beginnen, wir schaetzen die Entfernung zum Ufer und versuchen sie in Relation zu unserem Schwimmkoennen zu bringen. Aber der Mechaniker und der Lenker des Bootes (ob der schon 14 Jahre ist?) wirken ganz friedlich, werken mit verschiedenen Schraubschluesseln und anderem Geraet im Motor und unter dem Boot und nach einer Weile beginnt der Motor wieder sein ohrenbetaeubendes Geknatter.
Vom See in einen Fluss, dann ein bisschen Pause bei einem Uferwirtshaus. Wie man sich leicht vorstellen kann, sind die 3 Stunden Fahrzeit vorbei. Wir fragen, 3 Stunden dauert es sicher noch. Wir waren um sieben gestartet. Wir fahren durch eine unglaubliche Sumpflandschaft, die Fahrtrinne ist eng, unser Lenker ist im Wirtshaus durch einen Fachmann abgeloest worden, der uns nach der Sumpfstrecke wieder verlaesst und ein anderes Boot durch dieses schwierige Gelaende manoevriert. Staendig muessen wir unsere Koepfe in die Mitte des Bootes beugen, so eng ist's hier. Ab und zu gibt's Ausblicke - auch Ausweichstellen fuer die Boote, ein endlos scheinendes Sumpfgebiet. Faszinierend.
Nach einer Stunde sehen wir so etwas wie Uferbegrenzungen, die ersten Reisfelder und Kuehe tauchen auf - ein bisschen erleichtert sind wir schon aus dieser fast unheimlichen Landschaft wieder in gewohntem Gelaende zu sein. Ein schoener Fluss, freundliche Doerfer am Ufer, aber nun ist's ein Uhr Mittag, die Sonne brennt, trotz des Daches am Boot und wir sind muede, vor allem vom Schauen. Noch eine Stunde. Zeitangaben sind halt ziemlich relativ.
Battambang. Ein junger Mann stuerzt bei der Ankunft ins Boot schnappt unser nun doch schon ziemlich umfangreiches Gepaeck, verfrachtet dieses und uns auf zwei Motorradln und ab gehts zum Hotel unserer Wahl. Die jungen Maener koennen gut englisch und wollen uns am naechsten Tag zu einer Motorradtour zu den Sehenswuerdigkeiten der Umgebung fahren. Wir wollen in diesem Moment nur eine ausgiebige Dusche und in einem abgedunkelten aircongekuehlten Zimmer liegen.
Aber am naechsten Tag gibts die Motorradrundfahrt. Wir fahren zu den killing fields, hier haben die khmer rouge unter Pol Pot viele Menschen gequaelt und getoetet. Die Eltern unserer Motorradlfahrer waren Bauern, ihnen ist es nicht soo schlecht gegangen. Hier wurde die intellektuelle Elite des Landes gefoltert, jeder der eine Brille trug war schon verdaechtig. Kambodscha erholt sich langsam, im Gebiet von Battambang gab es noch 1996 Kaempfe der Regierungstruppen mit den khmer rouge. Battambang war - genauso wie Phnom Peng - evakuiert, das heisst, kein Mensch durfte in der Stadt leben. Geisterstaedte ueber Jahre.
Battambang heute: Viele wunderschoene franzoesische Gebaeude, viele renoviert, eine wunderhuebsche geschaeftige Stadt, viele Chinesen und Vietnamesen, nur ein Viertel der Bevoelkerung sind Khmer. Schulen, Schulen und dementsprechend viele junge Menschen. Jede Menge auslaendische Experten fuer alle moeglichen Projekte - wir lernen eine junge Franzoesin kennen, die in einem Projekt fuer Strassenkinder arbeitet.
Nach 3 Tagen leisten wir uns ein Taxi zur Grenze und nun sind wir in Thailand. Wir geniessen unsere letzten Reisetage am Strand von Ko Samet. |
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