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Thema : Schon wieder! Türkei , Sommer 2007 | 16 Antworten seit 30 Juni 2007, 12:16 |
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Martina | Geschrieben am : 30 Juni 2007, 12:16 |
Martina | Geschrieben am : 02 Juli 2007, 18:27 |
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5 Stunden sollte es dauern ... Pünktlich um 1/2 3 gings los ... Aber vorher noch Grundsaetzliches zum Busfahren in der Türkei. Die Busbahnhöfe sind immer etwas ausserhalb der Staedte, gut gemeint, damit sich nicht alle Busse in die Staedte wutzeln. Damit die Leute nun nicht von allen Anverwandten mit dem Auto zum Busbahnhof gefahren werden müssen, gibt es sogenannte Servicebusse, das sind Kleinbusse, die von verschiedenen Stellen in der Stadt losfahren. In kleineren Staedten funktioniert das ganz gut, in so einem Moloch wie Istanbull (dzt 20 Millionen Einwohner) ist sowieso immer Chaos. Verbindungen zwischen kleineren Orten werden mit Sammeltaxis, Dolmus genannt, bewaeltigt. Dolmusabfahrtsstellen befinden sich haeufig im Stadtzentrum, also weit entfernt von den Busstationen. Vom grossen Bus in den Dolmus zu wechseln ist meistens recht aufwaendig. Wie gesagt, pünktlich um 1/2 3 fuhren wir ... in den grossen Stau vor der grossen Brücke. Der Istanbuler Busbahnhof befindet sich in Europa, der Rest der Türkei bekanntlich nicht, daher müssen alle Busse und auch sonst alle Autos über die Brücke. Vor dieser wird Brückengeld kassiert und das dauert. Es wird zwar bei den Bussen automatisch abkassiert, da das bei den meisten anderen Fahrzeugen nicht so ist, stehen die Busse friedlich mit allen anderen Fahrzeugen im Stau. In unserem Fall 2 1/2 Stunden. Mein Hotelzimmer war bis 8 Uhr reserviert. Im Bus darf man in der Türkei nicht telefonieren (Gottseidank! Schlaffördernde Vorschrift - angeblich wird das elektronische System der Busse gestört, die Menschen glauben das und telefonieren nur in den alle 2 Stunden stattfindenden Pausen. Die Schaffner dürfen unfolgsamen Fahrgaesten das Handy bis zum Ende der Fahrt abnehmen!!!!!!) Ich kratzte also mein noch immer rudimentaeres Türkisch zusammen und verstaendigte das Hotel von meiner verspaeteten Ankunft - wie sich spaeter herausgestellt hat, haben sich mich verstanden. Ein wenig vor Mitternacht, nach 9 Stunden, fuhren wir beim Busbahnhof in Bartin ein. Das liegt 17 km vor Amasra - meinem eigentlichen Reiseziel. Dorthin faehrt aber nur ein Dolmus. In Bartin, versichert mein Reiseführer, gibts kein Hotel, obwohls so viele schöne Haeuser im Ottoman Stil gibt. Beim Servicebus frage ich: Gibts noch einen Dolmus? Erste Antwort NEIN. Mein etwas verzweifeltes Gesicht hat nun einige Herren im grossen Bus mobilisiert. Man kann doch dieser netten Frau, die ein bisschen türkisch spricht und noch dazu mit einem Türken verheiratet ist, nicht zumuten mit einem teuren Taxi zu fahren. Also ruft zuerst der Servicebus fahrer am Dolmusplatz an, um 12 geht der letzte, es ist 10 Minuten vor ... Er wird warten. Die Strecke des Servicebusses wird veraendert, die Leute davon informiert - alle reissen die Handys heraus, um die entlang der Normalstrecke wartenden Angehörigen zu informieren. Wir erreichen den Dolmus, drin warten 10 Leute aufs Abfahren ... Ich kriege vorn den feinsten Platz und erreiche schon um 3/4 1 mein Hotel. ( Der Dolmus bringt mich bis 3m vor die Tür!) ... und wie's hier ist, erzaehl ich morgen. |
Martina | Geschrieben am : 03 Juli 2007, 17:56 |
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Amasra ist eine Kleinstadt am Schwarzen Meer und besonders schön. Es hat zwei auf gegenüberliegenden Seiten liegende natürliche Haefen, dazwischen der Ort. (Diese Beschreibung ist nicht wirklich praechtig geraten, aber bei google gibts Bilder!) An der grossen Bucht gibt es einen Sandstrand mit Liegen und Schirmen. An beiden Haefen ansprechende Kaffeehaeuser und herrliche (und billige!) Fischlokale. Beim Morgenkaffee kann man den Fischerbooten beim Ausliefern in die Lokale zuschauen - man schmeckts! Hier macht der türkische Mittelstand Urlaub. Ich habe noch keinen auslaendischen Touristen gesichtet. Am Strand ist's heiter. Bademode: Bei Maennern ausschliesslich Shorts verschiedener Laenge, drunter meist Unterhosen. Bei den Damen ist's da schon unterschiedlicher. Man sieht: Die kleinsten Bikinis, Bikinis mit winzigen Oberteilen und einer Art Röckchen (50iger Jahre Reminiszenz oder doch ein kleiner islamischer Versuch?) Badeanzüge mit und ohne Röckchen und den neuesten islamischen Schrei: Eine Art Trainingsanzug mit Kapuzerl aus einem ganz dünnen Material. An diesem Strand gibts das nur an zwei Damen zu bewundern. Die eine traegts in lachsrosa, die andere in schweinchenrosa. Was die doch eher farblich sehr zurückhaltenden Damen (schwarz, grau, braun) zu solchen Farben animiert??? Auf jeden Fall schwimmen beide gern, wobei sie aussehen wie riesige rosa Luftballons. Aber wenn sie aus dem Wasser kommen Wau! Da schlagen sie jeden Bikini an Offenherzigkeit, weil ja dann das ganze Ding am Körper pickt und sie tragen drunter nix!!!! Auf das blaue Schwarze Meer blickend, will man doch gern wissen wieso es so heisst ... Das Wetter soll bitte den ganzen Juli und August genauso bleiben: Unter Tags so 26 bis 27 Grad und eine kleine Brise, am Abend wirds ein bisschen kühl, man braucht zum Draussensitzen eine leichte Weste! Morgen wurschtel ich mich weiter Richtung Osten ... |
Martina | Geschrieben am : 06 Juli 2007, 11:47 |
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312 km!!! So die Distanz zwischen Amasra und Sinop. Die Strecke soll wunderschön sein. Es gibt keinen direkten Bus? Aha. Die Dame in einem Geschaeft, das sich Turistenoffice nennt, weiss zwar, wo ich mir die Naegel maniküren lassen kann (gehört zu meinen Urlaubsvergnügen in der Türkei), von Verkehrsverbindungen hat sie keine Ahnung. Ich finde heraus, es gibt EINEN Bus um 11h30. In der Apotheke werde ich freundlich eigeladen zu warten um nicht an der Ecke stehen zu müssen, wo er vorbeikommen muss. ER kommt tatsaechlich und nimmt bummsvoll - ich stehe das erste Stück - die ersten 80 km in Angriff bis Cide. Ich kriege bald einen Sitzplatz, da die Passagiere im Schnitt 3km mitfahren, dann aussteigen (klarerweise mit einer Menge im Laderaum verstautem Gepaeck). Das dauert jedesmal ein wenig. Andere steigen zu ... Ich geniesse die Landschaft. Ueppig grün, steile Küste bis fast ganz zum Meer bewachsen, dazwischen kleine Kiesstraende. Die Strasse ringelt sich durch schöne Dörfer. Die Kühe auf der Strasse blicken erstaunt, wenn ein Auto kommt. Ein lauter Knall unterbricht die Idylle - Reifenplatzer. Alles steigt gemütlich aus, leichte Panik bricht erst aus, als die ersten Fahrgaeste bemerken, dass im Dorfkaffee der Tee nicht fertig ist. Wie soll man eine Reparaturpause ohne Tee überstehen? Nach einer halben Stunde gehts schon weiter. Nach einem kleinen Motorschaden - von einem Fahrgast bravorös repariert - erreichen wir schon nach 3 Stunden das 80km entfernte Cide. Dort geht das Umsteigen flott - ein Tee und der Dolmus (Kleinbus) faehrt schon nach Inebolu. Dolmus sind Nahverkehrsmittel, bleiben also öfter stehen als Autobussse. Trotz allem - ich geniesse die tolle Fahrt, ich habs ja nicht eilig - schon nach 2 1/2 Stunden sind wir in Inebolu. 180 km in 6 Stunden - das ist doch was. Dafür bringt mich der Dolmusfahrer noch zu einem Hotel seiner Wahl, in dem ich für ein blitzsauberes Zimmer mit eigenem Bad, heisser Dusche und Fernseher 10 Euro bezahle. Frühstück inclusive. Inebolu ist eine hübsche Kleinstadt am Meer. Fischwirtshaeuser am Strand ... ich schaue bei frischem Fisch und Salat auf das blaue schwarze Meer. Sehr stolz sind die Einwohner von Inebolu, dass irgendwann einmal Atatürk da war. Weniger stolz sind sie auf ihre wunderbaren alten Holzhaeuser, die lassen sie zum Grossteil verfallen. Am naechsten Tag faehrt ein anderer Dolmus - nein nicht direkt nach Sinop, - nach Türkilli (halbe Strecke) ohne Panne! Ein bisschen Pause (2 Tees!) und schon um 2 Nachmittag (Abfahrt 1/2 10) bin ich in Sinop. Dieser Zeitaufwand ist fast 'indisch', aber doch viel bequemer als indische Verkehrsmittel sind Busse und Dolus hier schon. Ausserdem gehts sicher viel schneller, wenn man nicht in den kleinen Bergort abbiegen muss, weil dort Markt ist und nicht - zurück an der Küste - nochmal hinauffahren muss, weil eine der Einkaeuferinnen eine ihrer unzaehligen Einkaufssackeln in dem 7km entfernten Bergort auf der Strasse stehen hat lassen beim Einsteigen. |
Martina | Geschrieben am : 08 Juli 2007, 14:35 |
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Zuerst: Kalimera! Merhaba Karin und Herbert in Ikaria. Es regnet nicht! Kushadasi ist von Trabzon ca 1500km (Luftlinie!) und dann ists ja nur mehr ein Hupferl nach Samos und Ikaria! Ich grüsse Nikos, Jannis und Magda und wünsche euch ganz schoenen Urlaub!!!!! Verkehrspolizei Ein netter Job in türkischen kleineren und groesseren Staedten. Jedes Polizeiauto ist mit einem Lautsprecher ausgeruestet. Der Polizist sitzt im Auto, faehrt langsame Runden durch die Stadt und keppelt aus seinem Auto raus. Bei Falschparkern (z.B. in 3. Spur im Halteverbot) sieht das so aus: Der Polizist keppelt, niemand erscheint, um wegzufahren, es zahlt auch niemand im nahegelegenen Teegarten, der Polizist faehrt noch eine Runde um den Haeuserblock. Dann wird die Sache dringlicher, die Autonummer wird bekanntgegeben. Es folgt eine allerletzte Aufforderung, doch endlich wegzufahren, nach der dritten polzeilichen Runde um den Haeuserblock klappert ein Mann mit den Autoschluesseln, er ist die ganze Zeit an der Ecke gestanden, in eine heftige Diskussion verwickelt, schaut den Polizisten ein wenig schuldbewusst an, laeuft (!!!!) zum Auto und faehrt weg - ausser der Polizist ist ein Bekannter/Verwandter, dann plaudern sie ein wenig von Wagenfenster zu Wagenfenster. Ich bin grad in Trabzon, da gefaellts mir nicht besonders. Morgen schau ich mir noch ein Kloster in der Naehe an, das soll wunderschoen sein und dann gehts ein bisschen in die Berge, wenn das Wetter noch immer schoen bleibt. |
Spacehunter | Geschrieben am : 10 Juli 2007, 10:37 |
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Ein Kalimera zurueck, liebe Martina! Geht uns wie immer sehr gut auf unserer Trauminsel Ikaria, die schon zu unserer zweiten Heimat geworden ist. Auch liebe Gruesse von Nikos, Magda und Giannis kommen erst Ende Juli. Wuenschen dir noch eine schoene Reise und alles Liebe - Xeretismata Herbert und Karin |
Martina | Geschrieben am : 11 Juli 2007, 14:31 |
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Dafuer bin ich so weit gefahren! Ich kenne die Gegend. Hier sieht es exakt aus wie im Schnalstal in Suedtirol. Steile Haenge mit burgartigen Haeusern aus Stein und Holz und Materialseilbahnen zu den Hoefen. Kuehe. Und Touristen. Na ja nur sprechen die Leute in Suedtirol zwar auch unverstaendlich fuer mich - allerdings nicht tuerkisch. Hier habe ich auch die ersten 2 (!!!) auslaendischen Touristen seit dem Istanbuler Busbahnhof getroffen. Ich habe mich gleich in das stille Nachbartal verzogen. Der Hit des Aufenthalts ist der 76 jaehrige Besitzer des Hotels. Deutsch kann er nicht mehr so gut (das hat er in der Schule gelernt) aber englisch super und franzoesisch noch besser, weil er in Frankreich studiert hat. Er weiss natuerlich alles ueber die Gegend und wir politisieren angesichts der drohenden Wahlen froehlich vor uns hin. Morgen setz ich mich ganz einfach auf den Balkon neben dem schaeumenden Fluss und versuch noch moeglichst viel zu erfahren. Tuerkische Menschen fahren hier mit dem Auto vollbeladen mit der ganzen Verwandtschaft auf Ausflug her. Hier tun sie dann dasselbe wie überall naemlich: Tischtuch unter den naechsten Baum, Essen und Trinken ausgepackt und - selbstverstaendlich Feuer gemacht. Die halbe Tuerkei brennt schon. Dann gibt es noch Grossgruppen von Jugendlichen, meist Studenten aus Istanbul, neu eigekleidet in die letzte Schrei Bergausruestung von Nike oder Addidas, die schnatternd hinter Bergfuehrern herlaufen und richtige Touren machen. Eine Bergfuehrerin, die ich im Cafe kennengelernt habe (um die 40 Jahre) hat mich eingeladen auf eine 3 Tages Tour. Ich glaube, sie wollte Gesellschaft. Aber so eine Tour hab ich mir weder konditionell noch - und das vor allem - psychisch zugetraut. (Schueler!!!) Hier im einzigen Internetcafe der Gegend, versuch ich gerade mir ein (leistbares) Hotel in Tiflis zu organisieren. Gar nicht so leicht. Wenn in Georgien alles so kompliziert ist ... |
Martina | Geschrieben am : 14 Juli 2007, 11:45 |
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In aller Frueh hab ich mich Richtung Georgien auf den Weg gemacht. Schweren Herzens Abschied genommen von Idris, dem 76 jaehrigen Besitzer des Super Platzes, an dem ich in den Kackar Bergen war. In der Zwischenzeit weiss ich natuerlich mehr ueber ihn. Er hat in Paris Elektroingenieur studiert, dann beim Bau des Cabora Bassau Staudamms in Mozambique gearbeitet und in Franz. Guyana. Mit 55 ist er zurueck in seine Heimat, hat das Hotel gebaut und ja fuehrt das ganz ausgezeichnet. Und wenn keine Saison ist, faehrt er in der Tuerkei herum Freunde besuchen. Idris hat mich noch die 30 km zur Hauptstrasse gebracht, dort in einen Bus, dann noch mal schnell in einen Dolmus und nach 2 Stunden Rekordzeit war ich ueber der Grenze. Ich weiss nicht, wieviele Menschen auf der Welt georgisch koennen, die Georgier scheinen auf jeden Fall der Meinung zu sein, dass jeder ihre wunderhuebschen Buchstaben lesen kann. Ah ein Schild mit Touristoffice! Ich sofort hinein, ich muss schliesslich ein bisschen Geld wechseln und kann nirgendwo etwas Bankschalter-aehnliches entdecken. Im Touristoffice an der Grenze(!!!) koennen sie auch sehr gut georgisch und russisch (wie gut, weiss ich nicht!) englisch koennen sie auf jeden Fall nicht (oder franzoesisch oder deutsch oder tuerkisch). Englisch kann der Mann aus dem benachbarten Zuckerlgeschaeft, der auch die offizielle Geldwechselstelle ist. Hinein in ein Marshrutka und in die naechste Stadt Batumi. Alles sieht ein bisschen trist aus. Aber, so denke ich, Umsteigstellen und Busbahnhoefe sind ja nirgens besonders schoen. Ich besteige ein anderes Marshrutka, das sind Minibusse, um nach Tiflis zu fahren. Ich bin grundsaetzlich keine aengstliche Busfahrerin, aber ich habe wirklich Todesangst gehabt. Bei einem Ueberholmanoever ist das entgegenkommende Auto zwischen uns und dem Ueberholtwerdenden gefahren! Gleich nach 10km haben wir (nur weil der Fahrer nicht ein klein wenig ausweichen wollte), einen Hund ueberfahren. Dies und einige weitere haarstraeubende Situationen haben meine Mitreisenden ohne mit der Wimper zu zucken zur Kenntnis genommen. Ich habe in meinem Leben ingesamt noch nicht so viele verrottete Fabriken gesehen wie auf dieser Fahrt. Bei den Privathaeusern (Bauern subsistenz zumeist) sieht man das Bemuehen, es irgendwie halbwegs nett zu haben. Einmal Pause bei einem Gasthaus. Das letzte solche Kloloch hab ich vor 20 Jahren im aeusserten Westen Chinas gesehen. In der Vitrine des Gasthauses stehen (warme) Bierflaschen, ein ganzes Sortiment verschiedener Wodkaflaschen und eine(!!!) Flasche, von der ich hoffe, dass es Mineralwasser ist (es war). Angekommen in Tiflis gibt es am Busbahnhof eine lange Beratung der Taxifahrer, wo denn mein Hotel sein koennte, ich weiss, dass es ein relativ teueres Hotel in der Innenstadt ist. Es kostet 60 Dollar pro Nacht (Ein Hauptspeise in den feinen Lokalen der Stadt kostet mit einem Glas Wein 5 Dollar ... nur um die Relation zu sehen.) Fuer 60 Dollar moechte ich aber doch, dass die Klimaanlage funktioniert und das Nachtkastellamperl. Was nicht so einfach ist ... Englischkenntnisse siehe oben. Ich gehe spazieren. Die Stadt muss irgendwann einmal schoen gewesen sein. Man kann es an den notdueftig zusammenflickten abgefackten Haeusern sehen. Kalkutta wirkt dagegen renoviert. Wer etwas auf sich haelt, telefoniert staendig mit dem Handy, kein Wunder, das andere Telefonnetz kann man vergessen. Am Heimweg von meinem (sehr guten !!!) Essen, faellt mir 2 mal eine alte Bettlerin vor die Fuesse und klammert sich an meinem Knoechel fest. Es ist 1/2 8, finster, Strassen beleuchtung existiert praktisch nicht, etliche Betrunkene torkeln herum. Das alles in der innersten Innenstadt. Georgier schauen gern auf ihre moslemischen Nachbarn runter, besonders auf die Tuerken und Azerbaidjaner, weil sie, die Georgier sind ja Christen und Europaeer. (Das mussten mir an meinem ersten Abend gleich 2 Damen, unabhaengig voneinander erklaeren, die mich jeweils in ein Gespraech verwickelt haben. Beide konnten etwas Deutsch und hatten sicher schon schoenere Zeiten fuer sich erlebt. Diese Stadt und dieses Land deprimiert mich. Aber es geht mir schon viel besser. Heute in der Frueh bin ich zum Bahnhof gefahren, habe mit Hilfe eines englisch radebrechenden Taxifahrers (das ist der Taxifahrer, der vor dem Mariott Hotel steht) eine Zugkarte nach Batumi zurueck gekauft und morgen MORGEN bin ich inshallah! wieder bei den von den Georgiern verachteten Tuerken. |
Martina | Geschrieben am : 19 Juli 2007, 11:29 |
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Die Zugfahrt war recht angenehm - abgesehen von den etwas rueden Manieren der Zugbegleiterinnen - um 1/2 6 in der Frueh war ich bei Regen in Batumi, grau und graesslich. Also hinein in die Marshrutka und zur Grenze. (Augen zu, die Fahrweise hab ich ja schon beschrieben.) An der Grenze streiten und bruellen 2 Busladungen Georgier an dem jeweils einzigen offenen Schalter. Ich lerne die ersten netten Georgier kennen. Sie nehmen mich in ihre Familie auf (vorne 2 boxende Maenner, dann die Kinder, dann die Frauen mit ihren Taschen eine Sperre gegen die Nachdraengenden bildend.) So gehts relativ schnell, eine kurze Taxifahrt und ich bin am Busbahnhof in Hopa. Rasch aufs Klo!!! Das in der Bahn war georgisch. Ah, ist das angenehm sauber, ein grosser Tee, ein frisches Gebaeck - herrlich. Nach einer halben Stunde faehrt ein sauberer Bus, klar wird mein Gepaeckstueck hingetragen. Ich werde genau an der Stelle ausgeladen, an der der Dolmus in die Berge faehrt. Ein Tee, ein bisschen Obst gekauft, schon gehts weiter, mein Gepaeck ... (siehe oben). Idris, der Hotelbesitzer, empfaengt mich mit einigem Erstaunen. Er war zwar sicher, dass wir uns wiedersehen, ... aber soooo schnell. Ich erzaehle ein wenig, er lacht sich schief ueber meine Missgeschicke, dann aber werde ich richtig fein bemuttert/bevatert. Ich kriege (nein Tee erst spaeter!) guten Eintopf, ein Zimmer mit Balkon wird hergerichtet, Baklava - ja! und jetzt willst du sicher schlafen. Stimmt. Es ist Mittag und ich schlafe bis 10 Uhr abends. Jetzt kann ich die in der Zwischenzeit eingetroffenen (Stamm)gaeste begruessen: Ein englisches Ehepaar, das in der Tuerkei lebt und 4 Biologen von der Uni Ankara. 2 davon schreiben nach einem Studienjahr in den USA ihre Dissertation ueber einen besonderen Kaefer, einer arbeitet an einer Habilitation ueber Resistezen von Hausfliegen und ist mit, weil er grad Zeit hat, der vierte arbeitet ganz im Allgemeinen ueber diese Gegend und die endemischen Tierchen dort. Gleich nach der Vorstellung wird das Kastl geholt und mir der spezielle Kaefer vorgefuehrt (Is that not a nice female?) Na ja, ich sehe einen gruenen Kaefer mit langen Fuehlern. Das Maennchen ist schwarz gelb gestreift und der Hauptinhalt der Forschung ist, warum die Farbgebung so ist (entwicklungsgeschichtlich, genetisch...). Ausserdem wird untersucht, welche Ausbreitung die Kaeferchen in diesem Gebiet haben, sonst gibt es sie nirgendwo. Da es den ganzen Tag (auch hier) geregnet hat, sind die Schuhe der Biologen entsprechend durchgeweicht. Ich zeige den Trick mit dem Zeitungspapier in den nassen Schuhen und mache den Vorschlag, den Ankauf von Gummistiefeln zu ueberlegen. Gummistiefel! Dass wir da nicht frueher draufgekommen sind! Ich habe bleibende Verdienste um die tuerkische Forschung erworben. Am naechsten Abend haben alle schoene gelbe Stiefel und trockene Fuesse und - wahrscheinlich weil sie nicht so nasse Fuesse hatten - sehr viele ihrer Kaeferchen gefunden. Nach 3 Tagen Erholung (und weil eine 30 koepfige israelische Reisegruppe im Anmarsch war, 30 junge Menschen die nicht raften und trekken koennen, weils regnet und denen fad ist ...) bin ich nach Erzerum gekommen. Die Stadt liegt in 1800m Hoehe, die Sonne scheint, es ist kuehl. Die Fahrt hier her, einfach wunderbar. 2 Paesse, einer 2600m, einer 2300m, eine unglaubliche Landschaft, sehr fremdartig, ein bissel wie in Tibet. Hier in der Stadt gibts Einiges zu besichtigen (beruehmte Moscheen). Die Stadt gilt als sehr konservativ. Man sieht viele schwaze Fledermausfrauen, aber genauso viele mit T-shirt und Jeans. Morgen fahre ich in die Gegend des Mt Ararat ... Bis bald! |
Martina | Geschrieben am : 22 Juli 2007, 11:11 |
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Es ist soooo schoen hier! Einfach googlen und Bilder anschauen. Ich wohne 5 Minuten unterhalb des Palastes (Campingplatz, auch einfache Zimmer, aber mit heissem Wasser in der privaten Dusche ... kostet 5 Euro pro Nacht). Letzte Woche hat es hier Kaempfe zwischen Polizei, Kurden und den Anhaengern der nationalistischen MHP gegeben. Da war ich noch nicht da, ausserdem wohne ich ja 6 km ausserhalb der Stadt. Heute sind Wahlen und ich gehe natuerlich nicht in die Stadt. Alle Kurden hier hoffen, dass sie mit ihren unabhaengigen Kandidaten ins Parlament kommen. Die Besitzer des Campingplatzes sind natuerlich auch Kurden, es gibt wirklich interessante politische Diskussionen. Wenn die Wahlen vorbei sind, werde ich einmal die Situation abwarten und dann erst weiterfahren. Vielleicht sehe ich ja doch noch den Berg Ararat nicht wolkenverhangen. Rundherum ists strahlend schoen, ich wohne immerhin in 2000m Hoehe, daher brauch ich am Abend auch meine Fleecejacke, waehrend alle Lieben in Wien schwitzen! Setzt euch doch einfach auf den Zauberteppich und kommt her! |
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