Hyper User
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ff hat mich aufgefordert einmal so ueber die technischen Bedingungen zu berichten, unter denen wir so  schreiben. Das erste Internet Cafe (hier Cyber-Cafe) in Shillong war ein umgebauter Friseursalon mit wunderhuebschen Spiegeln und Laempchen rundherum. Der Besitzer ist mit irgendeinem Geschaeft bankrott gegangen und da ist er in diese Branche gehuepft. Von Computern versteht er so viel wie ich. Verbindungen sind oft unglaublich langsam,besonders am Nachmittag. Wenn irgendwas nicht passt,muss er seinen Techniker holen und das kann indisch dauern. Der Salon ist von kichernden Maedchen belagert, die chatten und irgendwas spielen.(ein internationales Phaenomen)
Hier in Kalkutta gibt's fast  an jeder Ecke ein Rauemchen-meist halb leer,zumindest unter Tags. Allerdings duerfte es auch heftigen Betrieb geben .
Ich finde auf der Tastatur kein a ,e,n....verblichen,vorbei.(besonders ekelhaft,weil ja englische Tastatur ein bissel anders ist)

Die Cyber Cafes sind zwar manchmal etwas ungewoehnlich,wirklich irritierend  ist aber der Unterschied zu " draussen". Da  gibt es Bettler, schleppen Menschen riesige Ballen irgendwelchen Materials, ziehen Rikschawallahs zu Fuss die Kunden durch die Gassen. Dann gehst du durch eine Schwingtuer und sitzt vor dem Computer.

Kalkutta: Unvorstellbare 11 Millionen Einwohner
Eine kommunistische Stadtverwaltung seit 30 Jahren kaempft mit allem, was so ein Riesenmoloch von Stadt braucht.  Heute funktioniert ( im Vergleich zu vor 10 Jahren) die Muellabfuhr. Unglaubliche Mengen schrottreifer Autos  stauen sich durch die Strassen.Viele ,viele Taxis - mit einigen bin ich sicher schon vor 20 Jahren bei meinem ersten Kalkutta Aufenthalt gefahren.
Strassenbahnen rattern durch die  Gegend - klingelnde Museumsstuecke.
Busfahrer werden hier  nach Anzahl der befoerderten Passagiere bezahlt. Das
bedeutet, dass sie moeglichst viele in moeglichst kurzer Zeit von A nach B bringen wollen. In den Stationen muss man daher auf und abspringen, die Busse behindern sich in den Staus gegenseitig und die Ueberholmanoever sind besonders fuer Fussgaenger lebensgefaehrlich. Als armer Fussgaenger(reichere Inder gehen aus verstaendlichen Gruenden in den Staedten keinen Schritt zu Fuss) kaempft man bei jeder Strassenueberquerung ums Ueberleben. Ich bin besonders feig, Elisabeth packt mich bei der Hand, gemma und wir schlaengeln uns zwischen Bussen ,Taxis, Autos, Motorraedern,Fahrraedern und nicht definierbaren Gefaehrten ueber die Strasse. Alles, was hier faehrt, stinkt und hupt/klingelt/gibt Geraeusche von sich.Nach einer Stunde draussen ist man schwarz bis auf die Unterhose und denkt sehnsuchtsvoll an schalldichte Raeume.
Die kommunistische Stadtverwaltung ermoeglicht aber auch nostalgischen Altlinken durch die Leninserani zu fahren, durch die Ho Chi Minh Serani zu schlendern(dort ist das Aussenministerium im Neubau, daher fuer den Verkehr gesperrt - eine Oase!) oder in der Marx Street essen zu gehen. An den Waenden gibt es Hammer und Sichel  in allen Farben, besonders huebsch in Gelb oder Blau.
Heute besteigen wir zum ersten Mal auf dieser Reise die Eisenbahn.Auf nach Varanasi

Giga User
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Liebe Martina und Elisabeth!

Herzlichen Dank fuer eure Schilderungen. Jetzt koennen wir uns noch besser vorstellen, unter welchen Bedingungen eure Zeilen zustande kommen.

Wenn ich nicht wuesste, wo ihr seid, haette ich die Schilderungen genausogut Hanoi zuordnen koennen - so wie wir es sahen . . . und er/ueberlebten. ;)

Beruhigend fuer mich ist, dass ich auch in Kalkutta nicht arbeitslos waere und sich der eine oder andere Computer zum Tunen finden wuerde. Nach euren Schilderungen ueberlebt naemlich keine Computergeneration die Warteperiode, die zum "Weihen" notwendig waere . . . was natuerlich alle Probleme beseitigen wuerde :)

Also seid vorsichtig! Wenn auch in Kalkutta, genauso wie bei uns, der Krieg in Afghanistan kaum zu spueren ist, der Krieg im Strassenverkehr ist permanent und keine diplomatischen Gespraeche, kein "Waffenstillstand" ist moeglich.

mfg
ff