Hyper User
Gruppe: Moderatoren (+M)
Beitraege: 367
seit: August 2001
Immer wenn es so richtig heiss ist, beginnen wir von kuehlen Hoehen zu traeumen. Also besteigen wir nach dem faulen Dahintreiben auf den Backwaters im Hausboot einen Bus Richtung Bergwelt der Western Ghats. 5 Stunden lang schraubt sich ein klappernder Govermentbus die uralte, schmale kurvengespickte Strasse auf 1600 m nach Munnar hinauf. Langsam genug um unsere bekannten Zimmerpflanzen in riesigen Formen in Natura zu betrachten. Ausser in einem Reservat, sind unter den Baeumen - Eukalyptus, Bambus, Sandelholz, Teak u.s.w. - Kaffee oder Kardamom gepflanzt, oder Pfeffer schlingt sich die Baumstaemme hoch. Um die Haeuser wachsen Muskat-,Cashew-,Betelnuesse. Bis fast 2000 m hoch wuchert der subtopische Wald. Die Berge um Munnar sind bis 1800 m Hoehe fast voellig gerodet und mit Teegaerten ueberzogen. Wie riesige Moospolster ueberziehen sie jedes Fleckchen Erde , nur die riesigen Granitbrocken und die Wasserfaelle und Baeche haben noch ein Eigenleben. Hier ist "Tataland". Der wohl groesste indische Unternehmer Tata (Autoindustrie ) hat in den 60er Jahren dreissig von britischen Companies betriebene Teegaerten aufgekauft, den Anbau ausgeweitet, drei grosse Fabriken zur Teeverarbeitung hingestellt und ist damit zum einzigen grossen Arbeitgeber fuer die Bevoelkerung in und um Munnar geworden. Es ist das am hoechsten gelegene Teeanbaugebiet der Welt. Eigentlich sollte es hier tagsueber warm und morgens und abends kuehl sein. Von Regen um diese Zeit steht nichts im Reisefuehrer. Zwei Tage fahren wir von Wolke zu Wolke. Nur kurz reisst die Sonne die Nebel auseinander und wir ahnen die unglaubliche Berglandschaft. Am dritten Tag entschliessen wir uns zu fahren. Aber der klapprige Bus kommt, oder kommt nicht, je nachdem, ob es auf der anderen Seite des Gebirges - in Tamil Nadu - regnet oder nicht. Bei uns herueben in Kerala regnet es heute einmal nicht. Wir haben Glueck, obwohl die Regenguesse der letzten Tage die Strasse beschaedigt haben , heute fahren die Busse wieder und so fahren wir 70 km in 4 Stunden. Die Sicht ist ausgezeichnet aber die Haarnadeln und wie sie der Busfahrer einfaedelt beeintraechtigen den Genuss ein wenig. Er ist ein Meisterfahrer,  aber da wo in einer engen steilen Kurve der Asphaltbelag weg ist und die Strasse nur mehr aus Schlamm und Steinen besteht, kommt er ins Schwitzen und unser Herz klopft bis zum Hals. Wir steigen aus und der ganze Bus mit uns.  Nach der Kurve alles wieder rein und als wir endlich herunten sind, kriegt der Fahrer Applaus. Hinter uns liegen im Nebel die Western Ghats und wir fahren durch freundlich gruene Reisfelder nach Madurai in die Hitze.