Hyper User
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Da ca. 70 % der InderInnen Hindus sind, war und ist die Tempelproduktion enorm. Das beginnt bei den kleinen unerwartet im Abgasdampf auftauchenden Hindumarterln im Blumenschmuck, Baeumen, Steinen und Gewaessern im Raeucherstaebchendunst und mit kleinen Reis- und Blumenopferschelchen bestueckt, ueber orangerot oder schwarz bemalte Ganeschas oder andere Hindulieblinge in Hausnischen, auf Feldern , unter  Felsen, vor, in ,neben Haesern, auf Bruecken, auf Tragen oder geschmueckte Wagen herumgekarrte, buntbekleidete lokale in den Hinduhimmel integrierte Lokalgoettern- immer ein paar Kobras, gemalt oder aus Holz oder Stein - dabei. Alle werden liebevoll besungen, beraeuchert, neu bemalt mit Butter und Gold und anderen Leckereien gefuettert und getraenkt und dann wieder in ihren Tempelschrein heidi gestellt, bis zu den grossen, bis zu 700 Jahre alten beruehmten Tempeln der alten Hindukoenige im Norden und Sueden. Es gibt ein Nord - Suedgefaelle , das auch die Tempel ,je weiter Sueden, desto lustiger  und luftiger, praegt. Im Norden wohnen die Goetter tief im Inneren eines Steinberges, der in den bedeutendsten Beispielen von einer dicken Steinskulpturenschichte ueberkrustet ist. Goetter, Ungeheuer, Koenige, Krieger, Hofleben und gemeines Volk , von stets wiederkehrenden, meist menschenschlingenden Ungeheuern gerahmt und gegliedert, bebildern eine hinduiestische Biblia Pauperum, den Betrachtern und Glaeubigen die Geschichten des Mahabarata und Ramajana und der sich als Goetterinkarnationionen  produzierenden Herrscher, ihrer Kriege, Siege, Feste, und erotischen Akrobatik - so z.B. in Kajurao. Die Goetter wohnen im Bauch des Berges. Daher sind auch aus dem Felsen geschlagene Hoehlen , entweder bemalt oder nur mit Skulpturen und Relief geschmueckt von Budhisten, Hindus und Jains bevorzugte Meditationsorte, wie in Ajanta, Elora und Badami. Hier aber beginnt eine andere Art von Tempelbauten. Manchmal ein bergartiges, figuerenueberkrustetes Tor, aber es fuehrt auf mit Gebaeuden und Galerien gestaltete Plaetze, mit einem flachen Haupttempel, vielleicht noch zwei kleineren daneben. Offene Saeulenhallen fuehren in Innenraeume mit raffinierter Lichfuehrung :durchbrochene Steinfenster und mehrere Eingaenge leiten langsam ins Dunkel der Hauptgottheit. Groessere und groebere, daher lebendigere Steinskulpturen  bei den fruehen Tempeln des Suedens z.B. in Badami  und Hampi und eine ausgesucht schoene Lage, am Wasser, zwischen rundgeschliffenen Felsentuermen sind Teil der Tempelinszenierung. Im  Vitalatempel in Hampi sind die  in schmale Saeulenstraenge aufgeloesten tragenden Saeulen ein Musikinstrument ; jede kleine Saeule toent, angeschlagen, anders. Ein goldfarbener toenender, steinerner Traum. In den Doerfern stehen viele buntbemalte Tempel, ein Goetterprater, und immer wieder werden Nag und Nagina( Herr und Dame mit verschlungenen Schlangenschwaenzen) oder nur eine riesige Kobraskulptur    an Strasseraendern unter Baeumen verehrt. Schwarz,blau, orange,gelb(auf Fahrraedern) gruen gekleidete Gruppen junger Maenner treffen wir an allen Tempelplaetzen.Sie alle verehren irgendwo einen besonderen Gott,oft in einem Bergtempel,  und sind auf "Bildungsreise". Im Unterschied zu den einzeln umherwandernden Bettelmoenchen auf ihrem Weg in die Innerlichkeit, sind diese Wanderergruppen lustig drauf. Manchmal wuenschen wir uns Peter Brooks Mahabarata im Fernsehen wiederzusehen um uns im bunten Goetterzirkus besser auszukennen. Aber des spielns uns nicht.